
Der neue Diskurs
Traum von der Überbrückung der Spaltung der Gesellschaft
Was wir in den letzten Jahren feststellen mussten, war eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft. Im Rahmen der Regierungsmaßnahmen gegen Corona wurde diese Spaltung insbesondere durch Politik und Medien auf eine im Nachkriegsdeutschland bisher noch nicht gesehene Spitze getrieben. Wenn eine führende Regierungspolitikerin Kritiker der Regierung als "Covidioten" bezeichnet und "Corona-Leugner", in Anspielung auf die Holocaustleugnung, oder Begriffe wie "Verschwörungstheoretiker" als Totschlagargumente benutzt werden, kann man nur noch ein bewusstes Einsetzen von "teile und herrsche" annehmen. Worauf die Gegner der Regierungsmaßnahmen ihrerseits, wie gewünscht, heftig reagierten mit Begriffen wie "Schlafschafe", "Zeugen Coronas" und ähnlichem. Diese Spaltung geht aber weit über die Unterschiede in der Einschätzung der Regierungsmaßnahmen wegen Corona hinaus. Sie betrifft ebenso sehr das Verhältnis zur Außenpolitik, insbesondere zu den USA einerseits und Russland und China andererseits, wie die Rüstungspolitik, die Sozialpolitik und die allgemeine Innenpolitik, in der anscheinend immer mehr Nazis identifiziert werden.
Da offensichtlich kein Interesse "von oben" daran besteht, die Spaltung zu überwinden, muss "von unten" versucht werden, die Wunden zu heilen. Ein erster Schritt dazu wäre, MITEINANDER zu reden, statt ÜBEREINANDER. Aber nicht wie in den furchtbaren Talk-Shows, in denen im Sekundentakt irgendwelche Behauptungen in die Welt gesetzt werden. Sondern in fundierter, nachprüfbarer und dokumentierter Art und Weise.
Daher wäre es ein Herzensanliegen von mir als 1. Vorsitzenden des Vereins "Der Politikchronist", Autoren mit unterschiedlichen Auffassungen zu einem Thema dazu zu bringen, ihre Stellungnahmen in einem gemeinsamen Buch niederzulegen. Und zwar in der Form eines Briefaustausches. Am Ende des Briefaustausches, so die Hoffnung, steht die Feststellung, welche Gemeinsamkeiten man doch identifizieren konnte und wo Unterschiede weiter bestehen. Und anhand der Argumente kann jeder Leser sich selbst eine Meinung bilden.
Das Wichtigste aber ist, dass wir wieder lernen, die Meinung des Anderen zu respektieren.
Leider haben bisher angesprochene Autoren es vorgezogen, Monologe in einem Verlag zu halten. Und Verlage auch kein Interesse daran gezeigt, "Experimente" zu unternehmen. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Deshalb möchte ich alle Autoren bitten, die zu folgenden Themen eine explizite Meinung vertreten, in sich zu gehen, ob sie zu einem Briefwechsel mit einem Kollegen der entgegengesetzten Meinung bereit sind. Und ob sie damit einverstanden wären, dass dieser Briefwechsel in Form eines Buches unter einer CC-Lizenz von unserem Verein verbreitet wird.
Als Themen schweben mir vor:
- Deutschland als Vasall der USA vs. Deutschland und USA: Freunde mit gemeinsamen Werten
- Israel als aggressiver, neokolonialer Apartheidstaat vs. Israel als einzige Demokratie in Verteidigungsstellung
- Deutschland ohne Gewaltenteilung und mit gelenkter Demokratie vs. Deutschlands vorbildliches Gesellschaftssystem
- Corona: Regierung surft auf der Krise zum Autoritarismus vs. Corona: vorbildlicher Schutz der Menschen durch die Regierung
Für Hinweise, welcher Autor bereit sein könnte, sich auf einen schriftlichen Disput einzulassen, sind wir sehr dankbar.
Jochen Mitschka